Auf dieser Seite nutze ich die Gelegenheit, ein paar Gegendarstellungen zu den Äußerungen von Leopold Zausel von der Distelbeck zu schreiben und seinen Lesern auch ein paar "menschliche" Einblicke zu bieten, die die Geschichten von Leopold verfolgen.

nach knapp sieben Wochen

Leo hat mir heute erlaubt, mal einen kleinen Zwischenbericht über uns zu schreiben.

Vor fast sieben Wochen zog Leo zu mir. Er hat wohl einiges mitgemacht und ist sehr schreckhaft. Auch ist er kein wirklicher Schmusekater sondern mag es lieber, wenn man mal im Vorbeigehen sein Köpfchen krault. Wenn wir zusammen auf dem Sofa liegen darf ich manchmal auch ein wenig über seinen Körper streichen, doch schon nach sehr kurzer Zeit warnt er mich mit einem furchterregenden Fauchen, dass ich jetzt die Grenze erreicht habe. Neuerdings gibt es auch schon mal gleich Haue. Doch das ist in Ordnung, er bleibt sitzen und rennt nicht gleich panisch weg. Damit kann ich auch manch einen Kratzer verkraften.

Dass wir gemeinsam in einem Raum verweilen ist auch schon ein großer Fortschritt. Anfangs hat er sich nur in der Küche versteckt und traute sich gar nicht durch die Wohnung. Der „Geist-Kater“ hat ihn wirklich fertig gemacht und auch das aufgestellte Bügelbrett wird noch heute sehr misstrauisch beäugt.

Leider konnte er sich in den ersten zehn Tagen nicht so gut einleben, denn Silvester und die Orkanstürme Uli und Andrea haben hier einiges an Tumult angestellt. Doch seit dem ist jetzt Ruhe hier und er entspannt immer mehr.

Er sieht noch sehr mitgenommen aus, da er abgemagert und geschoren ist. Er frisst zwar Unmengen und bekommt wann immer er will, seine Portionen, doch aufgrund seiner Erkrankung (Schilddrüsenüberfunktion) wird er nie wirklich Fleisch zulegen können. Das Fell wächst langsam nach und hoffentlich kann ich dann mal ein Foto von ihm schießen, auf der seine wahre Schönheit zu erkennen ist.

Den ersten Besuch hat er mit Bravur überstanden. Er ließ sich Leckerchen überreichen und meckerte auch nicht, als er bestaunt wurde.

Wie jede Dosine bin ich manchmal der Meinung, dass Leo einfach taub ist, weil er partout nicht kommt, wenn ich ihn rufe. Doch eigentlich bin ich nur von meinem alten Kater Chucky verwöhnt worden, der ein Schmuser vorm Herrn war und am liebsten den ganzen Tag auf meinen Armen saß.

Jeden Tag macht der große, magere Kater kleine Fortschritte und liebt es täglich seine kleinen besonderen Leckerchen zu bekommen. Und bestimmt ist auch bald das Fell nachgewachsen.

Wie krank ist Leo?

Leo hat eine Schilddrüsenüberfunktion. Aufgrund dessen leidet er unter einer krankhaften Steigerung der Stoffwechselprozesse. Sein Grundumsatz ist stark erhöht. Da er eine gewisse Zeit nicht behandelt wurde, hat er in der Zeit, in der er auf der Straße lebte, extrem stark abgenommen.

Er ist jetzt noch extrem dünn, obwohl er schon zugenommen hat. Als er zu mir kam, war er in einem erbärmlichen Zustand. Ich möchte nicht wissen, wie er aussah, als er aufgelesen wurde.

Durch den starken Gewichtsverlust wurde leider seine Leber in Mitleidenschaft gezogen. Dementsprechend wurde ich von Bea mit Medikamenten für den Kleinen ausgestattet.

Eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen hatte ich bereits kennen gelernt, da Chucky ebenfalls darunter litt. Mit dem Medikamenten und der Dosierung kenne ich mich also ganz gut aus. Die Lebererkrankung war mir noch nicht bekannt. Und dummerweise sind genau die Pillen, die hier nötig sind, ganz ekelig im Geschmack.

Wir beide hatten keinen guten Start. Ein verschüchterter Kater, dem man an seinen Reaktionen ansehen konnte, dass er keine guten Erfahrungen in der letzten Zeit gemacht hatte und ein besorgtes Neu-Frauchen, das nur das beste für den Kerl will.

Ich versuchte es mit allen Tipps und Tricks, die ich von Bea bekam, die ich im Netz suchte, die ich mir selbst ausdachte. Nach ein paar Versuchen hatte er spätestens den Trick raus und spuckte die Pille wieder aus. Als ich die Pille mit Malzpaste auf seine Pfote klebte, blieb diese sogar stundenlang dort kleben. Es war ein Graus.

Nach einem Besuch bei der Tierärztin erfragte ich den Leberstatus und erfuhr, dass sich dieser schon gebessert hatte. Zum Glück. Denn der Stress mit der Pillen-Gabe war schlimmer für den Kater als alles andere. Und es täte unserer Beziehung nicht gut, wenn ich mit Gewalt an die Geschichte heran gegangen wäre.

Heute bekommt er noch täglich seine Schilddrüsenhormone, die er aber ohne zu murren frisst und seine Bachblüten, um ihn zu beruhigen. Denn selbst nach sechs Wochen ist es noch so, dass er zusammen zuckt, wenn ich mich abrupt bewege. Was hat der arme Kerl nur durchmachen müssen?

Die große Taufe

Mein neuer Mitbewohner hatte seit seiner Rettung sechs Wochen zuvor bereits zwei neue Namen bekommen.

Distel nannten ihn die lieben Pflegerinnen aus dem Tierheim. Denn er wurde im Distelbeckhof in Essen – Katernberg gefunden.

Zausel nannte ihn Bea aus der Pflegestelle. Denn das arme Geschöpf sah nach seiner Scherung ziemlich zerzaust aus.

Auch wenn beide Namen etwas für sich hatten, war ich doch der Meinung, dass ein gestandener Kerl wie er, der schon so eine Menge mitgemacht hat, einen anständigen Namen braucht.

In der Hoffnung, dass er bei gewissen Vokal-Kombinationen seinen Namen erkennen würde, setzte ich mich also vor seine Lieblingsecke und sprach ihn an. Zum Glück konnte mich niemand beobachten, denn es muss sehr komisch gewirkt haben, als ich „AhEh“ (Kalle?), „IhOh“ (Mio?), „UhEh“ (Uwe?) und so weiter schon fast gesungen habe. Leider reagierte er auf keine der Möglichkeiten, die mir eingefallen sind. Doch irgendwie blieb ich immer wieder bei „EhOh“ hängen. Ich hatte ihn innerlich schon längst Leo getauft.

Und schon war der Name perfekt:

Leopold Zausel von der Distelbeck


Damit hatte ich allen Patinnen ihren Tribut gezollt und dem starken Kater, der er nun mal ist, einen angemessenen Namen gegeben.

Wenn ich mit Bea telefoniere, fragt sie immer nach, wie es Zausel geht. Die Tierärztin im Tierheim merkt sich lieber Distel (es gibt viel weniger Distels als Leos und sie findet ihn so viel schneller im Computer).

Nachdem er seinen Namen bekommen hat, habe ich mich wieder vor ihn gehockt, diesmal mit Leckerchen. Und jedes Mal, wenn er ein Leckerchen bekam, habe ich seinen Namen genannt. Die ersten Tage danach hat er auch immer aufgehorcht, wenn ich Leo sagte. Doch da es dann nicht immer auch Leckerlis gab, war ihm schnell klar, dass er „Leo“ auch ignorieren kann, wenn er keine Lust hat zu reagieren und/oder keine Leckerchen in der Nähe sind.

Willkommen in der Katzenresidenz

Eine Woche vor Weihnachten 2011 starb leider mein erster "Gnadenbrotkater" Chucky. Der Schock war groß und die Trauer noch größer.

In meiner kleinen Wohnung hielt ich es fast nicht aus. An allen Ecken und Enden fehlte mir der kleine Schmusekater und so beschloss ich ziemlich rasch, meine Pflegestelle sofort wieder frei zu geben und im Tierheim Essen Bescheid zu sagen, dass ich wieder bereit bin einem Senior ein zu Hause zu bieten.

Wie ich es mir dachte, wartete schon wieder ein älteres Semester auf ein ruhiges zu Hause und so konnte ich den Kater schon ein paar Tage später auf seiner Pflegestelle abholen.

Bea, die Pflegemama, hatte ihn in einem Extra-Katzen-Gästezimmer untergebracht. Allemal schöner als das Tierheim, aber eben kein zu Hause.

Da lag er nun, in einem kleinen Regal versteckt und war ganz verschüchtert, als ich ihn begrüßen durfte. Sah ganz erbärmlich aus. Fast kahl geschoren, vor Angst geweitete Augen und unsicher, was wir von im wollten.

Als wir ihn in die Box setzen wollten, fürchtete er sich sehr und versuchte sich zu verkriechen. Um es ihm nicht zu schwer zu machen, sahen meine Mutter – die mich begleitete – und ich zu, dass wir ihn schnell in sein neues Revier brachten.

So vorsichtig wie möglich fuhr meine Mutter uns nach Hause. Dort stellte ich die Kiste mit ihm direkt vor die Ecke, in der ich das Katzenklo positioniert hatte. Nach einem kurzen Rundgang durch die Küche gab er mir sogar das Köpfchen an meine Hand, die ich ihm zur Begrüßung hinhielt. Alsdann verzog er sich in das überdachte Katzenklo und war vorerst in seiner Sicherheit.

Unsere Chauffeurin verabschiedete sich und der bis dahin schon zweifach getaufte Distel / Zausel konnte zur Ruhe kommen.

Nachdem er bereits zwei Stunden in seinem Klo verbracht hatte, machte ich mir schon Gedanken, wo er denn sein Geschäft erledigen wolle, wenn er in seiner Kiste liegt. Nach weiteren zwei Stunden war es mir dann zu doof für den großen Kater und ich zog die Kiste aus der überdachten Ecke. Statt dessen bekam er eine Decke in diese, die er auch freudig annahm.

Das Katzenklo war katerfrei und bereit für seinen eigentlichen Sinn.

An diesem Abend passierte nicht mehr viel. Ich war im Wohnzimmer und ging meinen üblichen Tätigkeiten nach während Distel / Zausel sich vom Umzug in der Küche erholte.